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Unternehmensreportage GLOBUS Zell 2025

Mit Weitblick gegen den Fachkräftemangel

GLOBUS Markthalle, Zell (Mosel)

Was tun, wenn es an allen Ecken und Enden an Mitarbeitenden fehlt? Anstatt den Fachkräftemangel zu beweinen, hat sich die GLOBUS Markthalle in Zell über die Grenzen des Kurvenkreises hinaus umgesehen. Weit über die Grenzen hinaus!

Das wohl internationalste Azubi-Programm der Region.

Die GLOBUS Markthalle in Zell an der Mosel war schon immer mehr als ein einfacher „Supermarkt“. Dieser Händler ist ein Mini-Kosmos des Lebensmittelhandwerks. Ob Backwaren, Pausensnack oder Metzgereiprodukte: Hier wird alles frisch, von Hand und mit echten Zutaten produziert.

Doch bevor etwa Würste oder Brote in der Auslage landen, müssen Rinderhälften zerlegt und Teige fachgerecht angesetzt werden. Dafür braucht es viele geschulte Hände. Diese sind, wie überall, Mangelware. Das Problem schwindender Fachkräfte wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, weiß Petra Kannengießer, Leiterin der Markthallen in Zell und Wittlich: „Allein in unserer Metzgerei arbeiten 20 bis 25 Prozent Babyboomer. Und diese werden bald ausscheiden.“ In der hauseigenen Bäckerei oder an der Käsetheke sei es nicht anders, erläutert die Geschäftsleiterin.

Anstatt pessimistisch in die Zukunft zu schauen oder das Frischeangebot zu reduzieren, hat GLOBUS ein Programm mit Vorbildcharakter gestartet: Gemeinsam mit einer afrikanischen Sprachschule wirbt das Unternehmen aktiv junge Menschen aus verschiedenen Ländern Zentralafrikas an. Ab Sommer 2025 werden auch junge Menschen aus Vietnam und Nepal ihre Ausbildung beginnen.

Der Deal ist einfach: GLOBUS kümmert sich um Unterkünfte, Visa und die Integration vor Ort, die Azubis erhalten eine fundierte und hochwertige Ausbildung in der Metzgerei, der Gastronomie, in der Logistik oder im Verkauf. Der Markt kann offene Stellen besetzen und das breite Angebot hochhalten, die jungen Leute können nach ihrer Ausbildung auf einen festen Job hoffen.

Zwischen Culture Clash und Bürokratie.

Alphonse Ndione ist den Deal eingegangen. Er hat gerade seine Lehre zur Fachkraft Logistik begonnen und ist nun einer von 24 Azubis im Zeller GLOBUS. Wie viele seiner Berufsanfänger-Kollegen stammt Alphonse aus dem Senegal. Der Weg an die Mosel war für ihn ein richtiger Schritt – wenn auch kein leichter: „Die Sprache war am Anfang am schwierigsten. Aber die Kollegen haben mir sehr geholfen. Die Arbeit macht Spaß, die Atmosphäre auch“, erklärt er uns im Gespräch.

GLOBUS-Personalleiter Günter Reis zusammen mit Azubi Alphonse in der Markthalle in Zell.
Personalleiter Günter Reis mit Azubi Alphonse.
Auszubildende der Metzgerei von GLOBUS in der Zeller Markthalle.
Auch in der hauseigenen GLOBUS-Metzgerei werden junge Menschen ausgebildet.

Im ersten Programmjahr konnten 56 junge Menschen aus Afrika für eine Ausbildung in den GLOBUS Markthallen gewonnen werden. Die Zeller Azubis wurden vom Markt, der Sprachschule und vielen Leuten aus der Region mit allen Kräften unterstützt. Für Alphonse ist es gerade dieser Support, der ihn von seinem neuen Zuhause begeistert hat.

Für einen Arbeitgeber bedeutet das praktisch auch immer einen großen Aufwand. Günter Reis, Personalleiter bei GLOBUS, weiß das nur zu gut: „Es ist schon ein hoher bürokratischer Aufwand. Wir sind etwa drei Stunden täglich mit dem Thema Afrika beschäftigt.“ Viele Formulare sind vorzubereiten, der gesamte Prozess nimmt viel Zeit in Anspruch. „Die Bearbeitungszeiten sind zu lang und wir mussten schon oft nachhaken“, ergänzt Petra Kannengießer.

Trotz allem – oder vielmehr „Gerade deshalb.“ – sind sie stolz auf ihren Markt. 40(!) Nationalitäten arbeiten hier zusammen. Die Kunden sind schwer begeistert, auch wenn hinter den Kulissen nicht immer alles ohne kulturelle Missverständnisse abläuft. Zum Beispiel, wenn es um den Arbeitsbeginn geht: „Wenn etwa unsere Bäckerei oder die Metzgerei nicht pünktlich mit der Produktion loslegen, kommen alle nachgeordneten Stationen ins Stocken. Aber manche Azubis tauchen auch mal eine Stunde später auf. Es ist schwer, die typisch deutsche Pünktlichkeit in die Köpfe zu bekommen“, sagt Petra Kannengießer. Andersherum könnten die Einheimischen aber auch viel von dieser tiefenentspannten Einstellung zum Leben lernen, findet sie. 

Ausbildungs-Modell mit Zukunftscharakter?

In der Theorie könnte jeder Azubi, der sich im GLOBUS-Universum beweist, nach seiner Ausbildung mit einer festen Stelle rechnen. In der Praxis machen sich Günter Reis und Petra Kannengießer keine Illusionen: „Wir können nicht alle halten. Viele wollen zum Beispiel nach wie vor in die Großstadt – nach Köln, Frankfurt oder Berlin“, sagt die Geschäftsleiterin. Wenn sie es aber schaffen würden, immer wieder neue Menschen auszubilden, wäre schon viel erreicht.

Das Problem bestehe indes nicht nur aus der Anziehungskraft der Großstadt. Auch die angebotenen Berufsfelder hätten teilweise ein Imageproblem: „Handwerker ist man oder ist man nicht. Etwa Metzger ist ein Knochenjob, als Bäcker fängt man sehr früh an. All das kann man nicht jedem schmackhaft machen“, erläutert Petra Kannengießer. Trotzdem sei es das erklärte Ziel von GLOBUS, auch wieder mehr Azubis aus der Region anzuziehen. Das deutsche Fachkräfte-Problem ließe sich am Ende eben nicht nur über Auslandsbeziehungen lösen.

An guten Gründen für eine Ausbildung bei GLOBUS mangelt es jedenfalls nicht. Der Markt bietet top Arbeitsbedingungen, eine top Bezahlung und wurde schon mehrfach für sein Mitarbeiterengagement ausgezeichnet. Etwa in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM): Hier konnte sich das Unternehmen jüngst das vierte goldene Zertifikat in Folge an die Wand hängen und ist damit fast der einzige Betrieb der Republik auf diesem Niveau.

Für die Marktverantwortlichen ist das selbstverständlich. Schließlich brauche es sinnvolle Maßnahmen, um einen Ausgleich zur teils schweren körperlichen Arbeit zu schaffen. Darum bietet der GLOBUS ein eigenes Fitnessstudio, Bike Leasing, Pausengymnastik und extra gesundes Essen in der Kantine. Haben Mitarbeitende ein Problem, finden sie immer einen Ansprechpartner. „Mich freut am meisten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittlerweile viele gesundheitsbezogene Dinge eigenständig umsetzen, weil sie den persönlichen Nutzen erkannt haben“, berichtet Petra Kannengießer begeistert.

Günter Reis und Petra Kannengießer vom GLOBUS in Zell im Gespräch.
 Sympathisch, offen und ehrlich: Günter Reis und Petra Kannengießer im Interview.

Warum all der Aufwand, all die Projekte, Programme und Initiativen? „Weil wir mehr sind als nur ein Supermarkt“, wiederholt sie ein Motto, das sie schon vor Jahren bei einem ähnlichen Interview unterstrichen hat. Angesichts solch umfangreicher BGM-Maßnahmen, einer fortschrittlichen und aufgeschlossenen Unternehmenskultur und viel Engagement für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir das nur unterstreichen!


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