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Kurvenkreis - Unternehmensreportage Firma Beinlich

Beinlich - die "Regenmacher"

Beinlich Agrarpumpen und -maschinen GmbH in Ulmen

Für unsere Nahrung, für unseren Körper, für unsere Natur: Wasser ist ein wertvolles Gut. Wenn sich Landwirte auf der ganzen Welt nicht auf die Wettervorhersage verlassen wollen, rufen sie bei Beinlich in Ulmen an. Die Spezialisten für Beregnungsanlagen sind weder besonders groß noch setzen sie auf viel Marketing – und genau darin liegt ihre Stärke. 

Normalerweise holen Geschäftsführer weit aus, wenn sie ihre Unternehmensphilosophie beschreiben sollen. Martin Beinlich benötigt nur einen Satz: „Wir sind partnerorientiert, bei uns zählt das Miteinander.“ Und das meint er ernst. In seiner Branche kennen sich Unternehmer und Kunden ganz genau – einsame Wölfe bringen es hier nicht weit. Denn Regen auf Knopfdruck, perfekt dosiert für ein bestimmtes Feld, einen bestimmten Boden, eine bestimmte Klimazone, gibt es nicht von der Stange.

Martin Beinlich führt Beinlich Beregnung in Ulmen in dritter Generation. Der Familienbetrieb exportiert seine landwirtschaftliche Regentechnik in die ganze Welt. Jede Maschine, die selbst Wüsten zu Feldern und Felder zu verlässlichen Nahrungsmittellieferanten macht, ist im Grunde eine Maßanfertigung. 

Dafür arbeitet Beinlich intensiv mit Kunden zusammen, Wünsche und Anforderungen werden von Anfang an berücksichtigt: „Wir müssen nicht erst auf Feedback vom Feld warten, um dann langwierig Anpassungen vorzunehmen. Wenn die Ideen direkt in die Produktion einfließen, können wir schneller, flexibler und eben kundenfreundlicher sein.“ Hakt es im Einsatz, sind die Servicetechniker in kurzer Zeit vor Ort und können die Fehler meist schnell beheben. Selbst Zulieferer müssen mit ihren Ideen nicht hinterm Berg halten. Fällt ihnen etwas Neues zu noch effizienteren Maschinen ein, finden sie bei Beinlich stets ein offenes Ohr. 

Schlauchtrommeln auf dem Gelände der Firma Beinlich in Ulmen
Nahaufnahme einer Schlauchtrommel der Firma Beinlich in Ulmen
Mitarbeiter und Auszubildender der Firma Beinlich in Ulmen vor dem Maschinenpark im Außenbereich

Ein gutes Wort.

Mit gerade einmal 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Beinlich immer noch das Familienunternehmen, als das es 1971 von Großvater Manfred Beinlich gegründet wurde. Damals befand sich die Produktion noch in Weißenthurm, doch der Umzug nach Ulmen war unumgänglich – und zahlt sich heute umso mehr aus: „Wir haben nicht nur ausreichend Platz, unsere Lieferanten und viele unserer Kunden befinden sich quasi direkt vor der Tür. Durch dieses regionale Netzwerk sind wir immer in der Lage, auf besondere Wünsche einzugehen oder neue Entwicklungen voranzutreiben“, sagt Martin Beinlich.

Mit solch dichten Synergieeffekten kann sich der Betrieb viel Marketing oder große Werbeaktionen sparen. Auch der eigene Ruf unter Experten ist daran nicht ganz unschuldig. Viele Kunden finden den Weg über Mundpropaganda nach Ulmen. Sie erfahren von Kollegen, dass der Traditionsbetrieb ein bisschen anders arbeitet und darüber hinaus enorme Expertise in länderspezifischen Gerätespezifikationen besitzt. Wenn hier das Telefon klingelt, kommt der Anruf nicht selten vom anderen Ende der Welt – oder eben vom Feld zwanzig Kilometer weiter.

Selbst in der Nachwuchsfindung kann sich Beinlich auf seinen guten Ruf verlassen. Azubi Thomas hat seinen Ausbildungsplatz als Industriekaufmann ebenfalls über gute Worte gefunden: „Ich habe mich umgehört und Beinlich wurde mir empfohlen. Ich bin immer noch vom familiären Umfeld fasziniert, das hier herrscht. Auch das Produkt und die gesamte Branche begeistern mich.“ Für Thomas steht eines fest: „Hier arbeitet man von Anfang an auf Augenhöhe. Wer sich einbringen will, kann und soll sich einbringen. Dieses Unternehmen hat echtes Potenzial.“

Lieber klein und flexibel.

Diese Einstellung teilt auch sein Chef. Während andere Unternehmen ihr Potenzial in Wachstum und Expansion sehen, bleibt Beinlich jedoch lieber im kleinen Rahmen. Dahinter steht keine Angst vorm Scheitern, sondern die Natur der Branche:

Beregnungsanlagen werden nicht auf Lager, sondern auf Anfrage produziert. Trotzdem muss der Betrieb ausgelastet sein. Es braucht also nur so viele Mitarbeiter, wie die Auftragsbücher und das Produktionsprinzip hergeben. Ein Großteil davon arbeitet im Vertrieb und im Service – Kundennähe garantiert.

Eine überschaubare Mannschaft hat zudem noch weitere wichtige Vorteile: „Wenn sich etwas ändert oder Kunden besondere Wünsche äußern, müssen wir schnell und flexibel reagieren. Das klappt in einem kleinen Betrieb wesentlich besser als in einem Großunternehmen. Zudem sind wir so innovativer und können bessere Präzisionsarbeit abliefern“, ist sich Martin Beinlich sicher. 

Mit dieser Überschaubarkeit sieht er auch mehr Chancen für die Zukunft. Azubi Thomas bestätigt das: „Wer sich engagiert und Eigeninitiative zeigt, kann sich garantiert weiterentwickeln. Wir werden Schritt für Schritt an den Kunden herangeführt und identifizieren uns praktisch zwangsläufig mit dem Produkt. Außerdem sind wir nie nur in unserem eigentlichen Ausbildungsbereich unterwegs. Bei unserer Größe können wir uns auch in vielen anderen Verantwortungsbereichen qualifizieren.“

Allroundausbildung in einem der wichtigsten ökologisch-ökonomischen Wirtschaftszweige der kommenden Jahre – klingt nach einer rosigen Zukunft für Beinlich und einem Kinderspiel in der Nachwuchsgewinnung. Doch so einfach ist es auch hier nicht. Insbesondere nicht jetzt.

Derzeit befindet sich die gesamte Wirtschaft im Generationsumbruch. Das spürt auch Beinlich. Sowohl in der Produktion als auch in der Agrarindustrie scheiden die Alten aus, während sich der Nachwuchs zunehmend in anderen Bereichen umschaut. Doch selbst hier kommt dem Unternehmen seine kompakte Größe zugute – genauso wie sein Standort.

Auf gute Nachbarschaft – „Gerade deshalb. CochemZell“

Wer relevant bleiben will, muss mit der Zeit gehen. Digitale Technologien sind für das Beinlich-Portfolio inzwischen selbstverständlich. „Unsere Maschinen und Anlagen lassen sich einfach per App steuern, der Bauer weiß immer, wann, wo und wie lange die Beregnung im Einsatz ist.“ Landwirtschaft vom Sofa aus? „Das funktioniert natürlich nicht. Aber unsere Technik unterstützt Bauern dabei, ihre Wirtschaftlichkeit zu verbessern und alle Informationen über ihren gesamten Betrieb im Blick zu behalten.“

Den Überblick behalten ist auch in der Unternehmensstruktur einfach. Auch wenn Beinlich eine Vertriebs- und Serviceniederlassung in Uelzen betreibt, schlägt das Herz der „Regenmacher“ in Ulmen. Alle entscheidenden Vertriebspartner und Zulieferer sitzen in einem Umkreis von 500 Kilometern, schnelle Erreichbarkeit und kurze Kommunikationswege sind garantiert.

Im Industrie- und Gewerbegebiet Eifel-Maar-Park in Ulmen dreht sich dabei zwar alles um die Arbeit. Doch die ansässigen Unternehmen funktionieren wie ein kleines Dorf: „Lagerhallen werden untereinander vermietet, wir können direkt nebenan einen Kran oder Baumaschinen besorgen, unser Nachbar hat unsere Produktionshallen errichtet“, so Geschäftsführer Beinlich. Bei neuen Vorhaben sitzt der Bürgermeister mit am Tisch und alle Parteien sprechen miteinander. Auch die erforderlichen Gewerke sind nur ein paar Meter entfernt. Erneut gilt also Beinlichs inoffizielles Motto: Miteinander statt gegeneinander. Natürlich geht auch das nicht ohne Reibereien. Doch klar ist: „Wer so nah zusammenarbeitet, muss Kompromisse eingehen und aufeinander hören können. Nur so können wir uns alle weiterentwickeln.“ Geht es um das Engagement in der Region, bleibt der Familienunternehmer pragmatisch: „Indem wir viele internationale Kunden anziehen, halten wir wenigstens zwanzig weitere Betriebe am Laufen.“

Im Grunde bestätigt Martin Beinlich damit nur, was sich wie ein roter Faden durch die gesamte Wirtschaftswelt der Umgebung zieht. CochemZell ist ein Lebens- und Arbeitsgefühl. Wer im Kurvenkreis arbeitet, hat eine tiefe persönliche Bindung zur Heimat. Sesshaftigkeit ist hier mehr als ein Kompliment, nicht selten reichen Mitarbeiter den Staffelstab direkt an die nächste Generation aus der eigenen Familie weiter – nicht nur an den Unternehmensspitzen.

Doch auch Beinlich weiß um die Schattenseiten dieser Idylle in der Moselregion: „Die Infrastruktur könnte besser sein. Als international arbeitendes Unternehmen legt uns die deutsche Behördenmentalität manchmal unnötige Steine in den Weg.“ Trotzdem zieht Martin Beinlich eine rundum positive Bilanz: „Hier läuft alles. Ich muss mir keine Sorgen machen. Wir sind so verwachsen, dass uns die Region immer geholfen hat.“

Zukunftstreiber Wasser.

Inzwischen muss man niemandem mehr erklären, welche Rolle Wassereffizienz für die Zukunft des Planeten spielt. Für Beinlich auf jeden Fall ein Grund zu Optimismus, der jedoch nicht überraschend kommt. Seit über 15 Jahren geht man hier nicht nur bei den eigenen Produkten mit gutem Beispiel voran. 

Mehr als 50 Prozent des eigenen Strombedarfs werden von einer eigenen Solaranlage auf dem Dach gedeckt. Nachhaltigkeit ist Teil der Ausbildung im Betrieb. Energiescouts der IHK durchkämmen Beinlich regelmäßig nach Einsparpotenzialen in Sachen Heizkosten oder Stromverbrauch. Dass immer noch mehr möglich ist, steht für Beinlich außer Frage. Auch die Tatsache, dass die anstehenden Aufgaben immer dringlicher werden.

Zwar ist der effiziente Einsatz von Wasser in der Agrarindustrie hier ein Gründungsmotto, doch die gesamte Entwicklung nimmt gerade erst richtig Fahrt auf: „Erst durch den Klimawandel werden schon lange gültige Konzepte zur ressourcenschonenden Verwendung von Wasser wirklich verstanden und richtig angewendet. Das spüren wir auch bei unseren Kunden und neuen Partnern. Wir waren schon am Puls der Zeit, bevor es diesen Puls gab. Und ich denke, damit sind wir jetzt und morgen hervorragend aufgestellt.“

Mit der eigenen Expertise geizt Beinlich nun wirklich nicht. Das Unternehmen ist nicht nur Maschinenlieferant, sondern auch Wasserberater für Bauern und Agrarökonomen. Darüber hinaus steht Beinlich der Wissenschaft zur Seite und forscht an neuen Beregnungsmethoden für eine sich verändernde Pflanzenwelt. Denn immer trockenere Regionen bringen auch neue Pflanzen hervor, die mit weniger Wasser auskommen. Doch das heißt nicht, dass das Problem Wasserknappheit damit gelöst ist.

Trotzdem bleibt Beinlich zuversichtlich – ganz so, wie es tief in der Unternehmensauffassung des Gründers und der nachfolgenden Generationen verankert ist. An Pioniergeist und Machermentalität mangelte es hier schließlich noch nie. „Wir machen den Fortschritt, anstatt hinterher zu hinken“, sagt Martin Beinlich und schaut dabei so entschlossen wie jemand, der genau weiß, dass er Recht hat.