Unternehmensreportage Retterath
Die medizinische Versorgung auf dem Land ist ein heiß diskutiertes Thema. Die Zahnarztpraxis Am Marktplatz in Cochem findet Lösungen – mit einem internationalen Team, modernster Medizin und einem ganzheitlichen Blick auf die Patientinnen und Patienten.
Von wegen „Landarzt“.
Die Zahnarztpraxis Am Marktplatz in Cochem könnte kaum weiter vom Klischee ländlicher medizinischer Einrichtungen entfernt sein. Und kaum weiter vom Klischee eines Zahnarztes. Wer typisch klinisches Weiß, eine etwas in die Jahre gekommene Einrichtung und noch mehr in die Jahre gekommenes Personal erwartet, wirft diese Erwartungen beim Betreten des stilvoll sanierten Hauses direkt am romantischen Cochemer Marktplatz sofort über Bord.
Viel Licht, viel Luft, mehr Spa als Praxis, mehr Hotel als Zahnarzt – und überall junge Gesichter aus allen Himmelsrichtungen, die sich um Zahnbehandlungen, Kieferorthopädie oder Prophylaxe-Anwendungen kümmern. „Wir sprechen 13 Sprachen und haben 10 Nationalitäten“, stellt Marco Retterath fest. Er hat die Praxis 2012 von seinem Vater übernommen und ein Team aus fast 30 Leuten aufgebaut, das die Zahngesundheit der gesamten Kurvenkreis-Region betreut.
Solche Mitarbeiterzahlen sind in der ländlichen Medizin keine Selbstverständlichkeit, für Marco jedoch eine zwingende Notwendigkeit: „Hätte ich nicht mehrere Zahnärzte eingestellt und würde ich nicht so viel Personal beschäftigen, müssten die Leute ein dreiviertel Jahr auf einen Termin warten.“ Aber selbst mit großer Mannschaftsstärke hat das digitale Buchungssystem der Praxis gut zu tun. Denn Marco und sein Team arbeiten intensiv daran, das Denken über den Zahnarztbesuch grundlegend zu ändern.
Patienten als Partner.
„Noch vor zwanzig Jahren war Zahnarzt eine autoritäre Nummer. Der Zahnarzt hat gesagt, was gemacht wird, der Patient musste mitgehen. Heute ist das komplett anders. Es gibt immer verschiedene Optionen, wir besprechen alles, erläutern alles und geben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, jeden Schritt einer Behandlung zu verstehen“, sagt Marco. „Und vor allem ist es schmerzfrei“, schickt er hinterher.
Es sei trotzdem nicht so einfach, die Ängste aus den Köpfen der Menschen zu bekommen – auch wenn inzwischen immer mehr Leute wissen, wie wichtig ein gesunder Mund für die langfristige Gesundheit des ganzen Körpers ist. Bei der Aufklärung der Patientinnen und Patienten setzen Marco Retterath und sein Team klar auf den Heimvorteil: „Damit jemand Vertrauen zu seinem Zahnarzt aufbaut, müssen beide dieselbe Sprache sprechen. Das wäre im tiefsten Bayern für mich nicht so einfach gewesen“, erklärt Marco.



Dort verbrachte er gerade seine Assistenzzeit, als sein Vater ihn fragte, ob er sich die Übernahme der Cochemer Praxis vorstellen könne. Zwar hätte Marco nichts dagegen gehabt, sich in Bayern niederzulassen. Doch er sah in der Rückkehr in die Heimat auch eine große Chance. Denn hier konnte er seine Vorstellungen einer modernen Zahnmedizin für Menschen verwirklichen, die im Innersten so ticken wie er. Trotzdem findet er: „Chancen lauern überall, ob in der Stadt oder auf dem Land. Man muss sich nur auf den Standort einlassen.“
Der Cochemer Standort lieferte zwar die Räumlichkeiten und einen großen Patientenkreis, von selbst lief es nach der Übernahme und Renovierung der Praxis trotzdem nicht: „Im ländlichen Raum ist es schwer, moderne Medizin zu betreiben und zu vermitteln. Wir hängen in vielen Dingen ein wenig hinterher, sei es beim medizinischen Standard, sei es bei der Offenheit“, findet Marco. Doch das ändert sich langsam – zum Glück!
Wachstum im Blick.
Neben Marco Retterath arbeiten am Marktplatz zwei weitere Zahnärztinnen, ein Kieferorthopäde, mehrere Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFAs) in der Assistenz, ein engagiertes Prophylaxe-Team, eine Laborantin sowie das Praxismanagement. Auch das Team in der Rezeption sorgt mit Organisationstalent und Herz für einen reibungslosen Ablauf. Mehrere Auszubildende zur Zahnmedizinischen Fachangestellten vervollständigen das Team. Für eine Praxis im ländlichen Raum ist das Team damit nicht nur beachtlich groß, sondern auch bemerkenswert international aufgestellt.
Für Marco ist das gleichzeitig selbstverständlich und ein Schlüssel gegen den Fachkräftemangel. Darum setzt er sich auch für seine Mitarbeitenden aus aller Herren Länder ein: „Wir erkennen einfach das Potenzial der Leute, selbst wenn sie sprachlich noch nicht so weit sind. Dann gehen wir auch die Extrameile und kümmern uns darum, dass die Sprachkenntnisse genauso gut werden wie die Fachkenntnisse. Schließlich müssen wir mit den Menschen kommunizieren können, sie müssen uns verstehen.“
Angesichts massenhafter Praxisaufgaben auf dem Land sieht Marco in seinem Personalbestand noch reichlich Luft nach oben. Er möchte die Kieferorthopädie ausbauen, weitere Azubis und noch mehr Zahnmedizinische Fachangestellte an Bord holen. Grundsätzlich sollte das funktionieren. Jüngste Statistiken belegen, dass eine Ausbildung im zahnmedizinischen Bereich wieder attraktiver geworden ist. Das bemerkt auch er – und will diesen Trend unbedingt befeuern. Dafür präsentiert sich die Praxis nicht nur regelmäßig auf Social Media, das Team geht auch aktiv in Schulen und Einrichtungen der Umgebung, um junge Menschen über die wichtigen Aspekte der Zahngesundheit aufzuklären und den Nachwuchs für den Job zu begeistern.
Geht es nach Marco, ist sein Modell einer großen Mehrbehandler- und Spezialistenpraxis die Zukunft der ländlichen Medizin. Obwohl die Uhren in Cochem etwas anders ticken, heißt das aber nicht, dass sich Unternehmer wie er nicht mit denselben Herausforderungen beschäftigen müssen, die auch große Betriebe umtreiben. Zum Beispiel in Sachen Mitarbeiterführung. Doch auch dafür hat er ein Rezept.
Viele Chancen, viele Baustellen.
„Ich möchte, dass alle Spaß an der Arbeit haben und sich persönlich weiterentwickeln können. Gerade diese Weiterentwicklung ist ein großer Schwerpunkt bei uns“, erläutert Marco. Um stets zu verstehen, was sein Team benötigt, verlässt sich der Zahnarzt nicht nur auf seinen Instinkt: „Das Geheimnis des Teamerfolgs ist, sich auch externe Hilfe zu holen“. Deshalb fährt seine Mannschaft regelmäßig zu Mehrtages-Coachings oder Teambuilding-Maßnahmen. Gleichzeitig schauen externe Berater immer mal wieder am Cochemer Marktplatz vorbei.
Was auf den ersten Blick ein wenig überzogen wirken mag, ist für Marco ein wichtiger Faktor, um die Qualität und Attraktivität des Arbeitsplatzes zu erhalten und auszubauen. Nur dann seien die Leute auch bereit, einen längeren Arbeitsweg auf sich zu nehmen. Sein Team sei der beste Beweis: „Die meisten kommen aus der Umgebung. Aber wir reden hier nicht von fünf Kilometern Umkreis, sondern eher von vierzig.“
Auch in die technologische Ausstattung und Digitalisierung steckt die Praxis eine Menge Kraft und Geld. Das Online-Buchungssystem erleichtert administrative Aufgaben, Kronen werden digital designt, die Patientenaufklärung und Anamnese erfolgen auf dem iPad. „Wir experimentieren gerade mit KI-Telefonie, aber da ist die Entwicklung noch nicht ausgereift genug, um in einer Praxis sinnvoll eingesetzt zu werden“, weiß Marco.
Für uns steht fest: Junge Unternehmer wie Marco Retterath sind genau das, was der Kurvenkreis und die gesamte Region benötigen. Auch Verwaltung und Wirtschaftsförderung spielen dabei eine Rolle. Sie müssen das Potenzial von Betrieben wie der Zahnarztpraxis Am Marktplatz fördern und weiterentwickeln. „Wir müssen Leute, die woanders studieren, ansprechen und sie motivieren, sich hier niederzulassen. Zudem sollten es Ärztinnen und Ärzte leichter haben, jemanden einzustellen“, stellt Marco am Ende unseres Gesprächs fest.
Trotz vieler Baustellen, großer Pläne und manchen Herausforderungen ist er aber grundsätzlich keiner, der sich beschwert: „Die Rahmenbedingungen sind, wie sie sind. Wenn du lösungsorientiert bist, lauern überall Chancen.“ Zum Beispiel in einem stimmungsvollen Fachwerkhaus am romantischen Marktplatz von Cochem!
Die Zahnarztpraxis am Marktplatz im Video: