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Unternehmensreportage Pressta-Eisele

Die Zukunft in Form bringen

Pressta-Eisele GmbH, Bullay

Wer bei Pressta-Eisele in Bullay ein schlechtes „Sägen“-Wortspiel zum Besten gibt, muss einen Euro zahlen. Als einer der führenden Anbieter für Sägen, Stanzwerkzeuge und Maschinen zur Aluminiumbearbeitung hat der erfolgreiche Mittelständler sie alle schon gehört. Und das, obwohl Pressta-Eisele im regionalen Altersvergleich seinen Kinderschuhen kaum entwachsen ist. Wie das funktioniert hat? Mit einem klaren Blick auf den Nachwuchs, auf die Zukunft und auf bewährte Traditionen.

Was heißt schon jung?

Es ist gerade einmal knapp über 30 Jahre her, dass Pressta-Eisele das Licht der Welt erblickte. Kein spartanischer Vorgängerbetrieb, in dem der Ur-Großvater eine kleine Geschäftsidee umsetzte. Kein Gründungsmythos, kein Betriebsmuseum, keine lange Geschichte, die viel Platz in der Unternehmensdarstellung einnehmen müsste. Nach Cochem-Zeller Maßstäben war Pressta-Eisele irgendwann einfach da. Denn hier gibt es sonst unzählige Familienbetriebe, die seit 100 Jahren und mehr das Gesicht der Region prägen.

Pressta-Eisele hat also etwas mit der Tradition gebrochen, eine Abkürzung genommen und sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer ersten Adresse für den Bereich Aluminiumfenster- und Fassadenbau entwickelt. Das Sägen-Programm steht im Mittelpunkt des Produktportfolios und bringt nicht nur Aluminiumprofile, sondern auch Flugzeuge, Möbel oder Autos in zahlreichen Ländern in Form.

Auch wenn Pressta-Eisele den unternehmerischen Altersdurchschnitt im Landkreis erheblich drückt, spinnt die 150 Mitarbeiter starke Firma doch eine regionale Tradition ohne Abstriche fort: Der Betrieb ist fest in Familienhand und behandelt dabei jeden Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner so, als würde er zu dieser Familie dazugehören.

Im Herzen ein Familienbetrieb, in der Größe ein Mittelständler, auf dem Markt ein Weltunternehmen.

Jan Hunke ist stets pünktlich – obwohl er auf seinem morgendlichen Weg zur Arbeit in Bullay manchmal stundenlange Umwege fahren könnte. Als Geschäftsführer und Hauptverantwortlicher für die Verwaltung und das operative Geschäft kümmert sich Hunke darum, dass „der Laden läuft“. Dabei kann er sich keinen schöneren Arbeitsort vorstellen. Kaum irgendwo sonst zeigt sich das Moseltal so stimmungsvoll wie in der kleinen Gemeinde Bullay, die sich stolz „das Tor zu Mittelmosel“ nennen darf. Dieser Zauber nimmt Jan Hunke auch noch nach Jahren gefangen.

Allein mit schöner Natur lässt sich jedoch kein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Dafür braucht es eine ganz besondere Einstellung: „Wir sind im Herzen ein Familienbetrieb, in der Größe ein Mittelständler und auf dem Markt ein Weltunternehmen. Das ist die perfekte Mischung“, sagt Hunke.

Dieser Dreiklang bestimme alles, was Pressta-Eisele ausmache: „Wir spüren eine tiefe Verbundenheit zu unseren Mitarbeitern und merken, wie stark der Zusammenhalt in den Teams ist. Wer einmal zur Familie gehört, will meistens nicht mehr weg.“ Damit steht der Sägen-Spezialist in Cochem-Zell nicht alleine da. Dies sei eher eine Besonderheit der gesamten Region, wie Hunke analysiert: „Wenn sich die Leute nicht nur im Unternehmen, sondern auch in ihrem Zuhause wohlfühlen, bleiben sie und geben diese Verbundenheit auch an kommende Generationen weiter.“

Damit das so bleibt, hat Pressta-Eisele jüngst sein Ausbildungsprogramm überholt und dem modernen Arbeitsmarkt angepasst: „Wir bieten unseren Azubis jetzt ein Lehrprogramm auf dem allerneuesten Stand. Unsere typischen Berufsfelder wie Industrie- oder Werkzeugmechaniker, Dreher oder Fräser waren schon immer sehr technisch, aber noch nie so digital wie heute. Selbst klassische Handwerksberufe kommen ohne eine digitale Bildung nicht mehr aus. Das sehen wir bei Pressta-Eisele als absolute Chance – sozusagen als 2-in-1-Ausbildung.“

Für den Nachwuchs attraktiv werden? (K)eine leichte Übung!

Es wäre gelogen, in Pressta-Eiseles digitaler Neuausrichtung eine progressive Innovation zu sehen. Wie in vielen anderen traditionsverbundenen Branchen musste man sich auch hier der Tatsache stellen, dass der Nachwuchs die Heimat verlässt und sein Glück lieber in besser entwickelten Berufszweigen und Regionen sucht. Die Umstrukturierung der Ausbildung war also eher eine Aufholjagd, um den Anschluss an die Zukunftsfähigkeit nicht zu verlieren.

Das Rennen scheint sich zugunsten von Cochem-Zell zu entscheiden, wie Jan Hunke feststellt: „Wir sind mit unserer digitalen Neuausrichtung und dem modernen Ausbildungskonzept nicht allein in der Region. Und das bekommen junge Leute immer stärker mit. Viele verlassen ihre Heimat zwar vorerst, um zum Beispiel zu studieren. Aber nach ihrer Ausbildung kommen sie oft hierher zurück. Noch mehr bleiben einfach gleich hier.“ Warum dieser Trendwechsel? „Sie sehen, dass sich die digitale Infrastruktur in der Region stark verbessert hat, dass wir hier nicht hinterm Berg leben und arbeiten. Auch wenn der Berg wirklich schön ist.“

Luca Gerhartz, angehender Industriemechaniker im letzten Ausbildungsjahr bei Pressta-Eisele, ist eines der besten Beispiele für den Eindruck seines Geschäftsführers. Nach der Schule ging Gerhartz zum Studium nach Mainz, kam jedoch nach einem Jahr zurück und wollte in Cochem-Zell einen Beruf mit Macherqualitäten finden. Die Suche gestaltete sich jedoch ziemlich schwierig: „Als ich mich ernsthaft nach einem Ausbildungsbetrieb umgesehen habe, war die Auswahl wirklich begrenzt. Das hat mich zwischenzeitlich zwar demotiviert. Aber ich bin froh, dass ich drangeblieben bin.“ Heute habe sich die Situation jedoch definitiv geändert, findet Gerhartz.

Auch für ihn hat die Natur seiner Heimat eine unglaubliche Anziehungskraft und ist ein wichtiger Grund, warum er sich hier so wohl fühlt: „Unsere Landschaft ist einmalig, meine Freunde wohnen in unmittelbarer Nähe und das Freizeitangebot ist riesig.“ Gerhartz ist leidenschaftlicher Kicker und engagiert sich in einem der zahlreichen Fußballvereine des Landkreises.

Einer davon wird von Pressta-Eisele gesponsert. Die Verbundenheit zum Unternehmensstandort ist in Bullay eben nicht nur eine schöne Phrase in einer Werbebroschüre. Wenn umliegende Kindergärten oder Schulen etwas benötigen, sind Spenden schnell zur Stelle. Wenn es darum geht, Kinder für handwerklich-technische Berufe zu begeistern, öffnet sich ihnen das Werkstor in Bullay sofort. So, wie es sich in echten Familien gehört.

Pressta-Eisele Mitarbeiter


Pressta-Eisele Mitarbeiter Büro


Pressta-Eisele Mitarbeiter Maschine



Von hier weggehen? – Wozu?

Vom Geschäftsführer bis zum Azubi sind sich die Mitarbeiter von Pressta-Eisele in einer Hinsicht vollkommen einig: Weggehen kommt gar nicht infrage. Selbst, wenn es woanders vermeintlich mehr zu holen gäbe. Auf die Frage, ob Luca Gerhartz nach seinem Abschluss mit seinem Fachwissen woanders eine Karriere starten möchte, fragt er fast rhetorisch: „Warum sollte ich das tun?“

Bei Pressta-Eisele trage er viel Verantwortung, könne selbstständig arbeiten und sich selbst weiterentwickeln. Eine Stelle wurde ihm bereits angeboten – er wird sicher annehmen. Das heißt jedoch nicht, dass das Thema Ausbildung damit für ihn beendet ist: „Ich habe Interesse an einem dualen Studium und mein Betrieb unterstützt mich dabei. Wer eine Weiterbildung machen möchte, kann auf jeden Fall auf seine Kollegen und die Geschäftsleitung zählen.“

Selbst wenn Luca Gerhartz trotz allem doch noch einmal die Umzugskisten packen sollte: Die Chancen, dass es ihn wieder zurück zum „Tor der Mittelmosel“ zieht, stehen heute besser als jemals zuvor.