Reportage Wajos GmbH
Genussspezialisten sind rund um die Mosel keine Seltenheit. Trotzdem fällt die Wajos GmbH etwas aus dem Rahmen. Denn der Delikatessen-Experte für Küche und Bar schwimmt gern gegen den Strom – und ist damit schon seit bald 40 Jahren erfolgreich.
Moselqualität statt Spanien-Import
Man kann es niemandem verdenken, beim Namen Wajos eher an Madrid als die Mosel zu denken. „Die Leute sind meist sehr erstaunt, wenn sie erfahren, woher wir kommen“, sagt Peter Oster. Er ist Sohn des Firmengründers Walter Oster. Dieser benannte seine Likörmanufaktur in den 1980er Jahren nach dem Familienweingut, das wiederum den Namen des Dynastiegründers Walter Josef Oster trägt – und auf 15 Generationen im Winzerhandwerk zurückschauen kann.
Diese Historie macht deutlich, wie tief die Osters in der Genusstradition rund um die Mosel verwurzelt sind und wie stark die Bindung zur Heimat ist. Darum mag es Peter Oster eigentlich überhaupt nicht, wenn er erst einmal die spanische Verwirrung rund um den Firmennamen aufklären muss.
Doch er käme nie auf die Idee, ihn zu ändern. Schließlich hat der passionierte Marketingexperte hart daran gearbeitet, daraus eine selbstbewusste Marke zu machen und die Moselwurzeln seines Angebots noch stärker in den Vordergrund zu spielen:
Neben ausgesuchten Weinen vom familieneigenen Gut in Ediger-Eller führt der Genusshändler alles, was den Bauch glücklich macht. Die meisten der rund 900 Artikel stellt Wajos selbst her – direkt in Dohr, mit ausgesuchten Zutaten und dem Gefühl für Qualität.
Feinkostsenf, Edellikör, Gewürze, Pesto oder Wein können passionierte Köche oder Barkeeper nicht nur im Onlineshop oder bei regionalen Händlern kaufen. Wajos Stores gibt es in ganz Deutschland. Der Hauptsitz in Dohr beschäftigt unterdessen über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – eigentlich nicht viele, wenn man die Größenordnung der Wertschöpfungskette bedenkt. Wie geht das?


Start-up-Attitüde trifft Familienwerte
„Wir sind ein inhabergeführtes Familienunternehmen, aber bringen Start-up-Attitüde mit. Bei uns geht es viel um Innovation und Strategie, aber auch um klassische Werte. Hier arbeitet niemand auf einen Exit hin, stattdessen will jeder Teil des langfristigen Erfolgs sein“, erklärt Peter seinen Ansatz.
Durch die Inhouse-Produktion sei man wesentlich unabhängiger von Dritten, die Mentalität im Unternehmen sorge für Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit. Bevor Peter in den Zweitausendern in den Betrieb einstieg, war Wajos vor allem ein Whitelabel-Produzent für andere Marken und stellte zum Beispiel Firmenpräsente her.
Peter Oster und sein Geschäftspartner Ulf Schwichtenberg haben Wajos zur Marke gemacht, die spätestens mit der Eröffnung des ersten Wajos Stores 2008 in Trier mit aller Macht in die Öffentlichkeit trat.
Anstatt den Bekanntheitsgrad über explosive Expansion zu steigern, hat sich Wajos seitdem auf ein langsames, organisches Wachstum konzentriert – ohne konkrete langfristige Ziele:
„So funktionieren wir einfach nicht. Wir denken immer zeitaktuell. In unsicheren Zeiten kann man keine Wachstumszahlen oder ähnliches ansetzen, sondern muss sich mit seinen Ideen auf die Gegebenheiten einstellen“, erläutert Peter. Außerdem gelte immer: „Passt etwas nicht zu unseren Werten, machen wir es auch nicht.“
Vom aktuellen Trend zu alkoholfreien Spirituosen hält Peter zum Beispiel wenig – „vielleicht, weil wir aus dem Weinbau stammen.“ Also springt Wajos auch nicht auf den Zug auf, selbst wenn man damit einen ordentlichen Umsatz erzielen könnte. „Kontrolliert kleiner arbeiten“, erklärt Peter das Wajos-Prinzip.
Mit diesem Konzept hat sich Wajos in den vergangenen Jahren erstaunlich gut entwickelt – trotz wirtschaftlich turbulenter Zeiten, in denen die Konsumenten ihr Geld beisammenhalten. „Ich glaube, dass sich Menschen in unsicheren Zeiten darauf besinnen, was sie sich zuhause Gutes tun können“, so die Einschätzung von Peter. Es helfe auch, dass der Wajos-Mix aus Regionalität, Heimatverbundenheit und Familienhistorie inzwischen wieder gefragt sei.
In den Zweitausendern sah das noch ganz anders aus. Wer von der Mosel kam, war out und wirkte altbacken. Das hat sich geändert, doch geht es nach Peter, gibt es noch mehr Potenzial: „Es könnte noch mehr getan werden, um die Region jenseits von Wein und Tradition zu vermarkten.“


Menschen mit Antrieb gesucht
Selbstverständlich weiß auch Wajos ein Lied über den Fachkräftemangel zu singen – wie viele Unternehmen über alle Branchen hinweg. „Es ist ein Hauen und Stechen. Wir müssen immer mehr Incentives anbieten, um Leute anzuziehen“, erklärt Andrea Zängerling, HR-Verantwortliche bei Wajos. Doch selbst mit vielen Benefits und einem spannenden Job ist die Besetzung einer offenen (Azubi-)Stelle noch längst nicht garantiert.
Die Gründe dafür sehen Peter und Andrea auf mehreren Ebenen. Der Wegzug junger Menschen sei dabei nicht einmal das größte Problem. Es beginne bereits in den Schulen: „Es wird immer noch so getan, als sei ein Studium mehr wert als eine Ausbildung. Dabei wissen wir alle, dass das nicht stimmt. Würden die Schulen anders an die Sache herangehen, würden sich auch viel mehr junge Menschen für die Berufsausbildungen in der Region begeistern“, sind sich beide einig.
Peter hat sich dazu bereits viele Gedanken gemacht und wüsste eine Lösung: „Schulen müssten einfach noch enger mit Unternehmerinnen und Unternehmern vor Ort zusammenarbeiten, die Realität der Arbeitswelt stärker ins Klassenzimmer holen.“ Es gilt, das Interesse des Fachkräftenachwuchses schon früh zu wecken und ihnen die vielen beruflichen Perspektiven, die sie auch in unserer Region zweifelsohne haben, zu verdeutlichen. „Wir brauchen Leute, die etwas bewegen wollen und Spaß an der Arbeit haben“, sagt Peter. „Ich will, dass bei uns jeder etwas aus sich machen kann. Dafür pushe ich die Leute, hole das Beste aus ihnen heraus.“
Wer einmal bei Wajos anfängt, ist von diesem Enthusiasmus schnell überzeugt und angesteckt. Die meisten Angestellten sind seit zehn Jahren oder mehr im Betrieb. Wer sich in der Ausbildung beweist, kann problemlos mit einer Übernahme rechnen.
Aktuell beschäftigt Wajos zwei Azubis, im Büromanagement und im Bereich der Lebensmitteltechnik. Ein dritter Ausbildungsplatz in Peters Fachgebiet, Marketing und Kommunikation, soll demnächst hinzukommen.
Um mit potenziellen Azubis in Kontakt zu treten, ist Wajos auf Ausbildungsmessen unterwegs, geht in Schulen und engagiert sich für die Entwicklung der Region. Das passt gut, schließlich ist der Familienbetrieb durch und durch ein Kurvenkreis-Unternehmen. Spanische Verwirrung hin oder her.
Ihr wollt noch mehr über den Arbeitgeber Wajos erfahren? Werft einen Blick in das Unternehmensprofil auf unserer Webseite.
